Donnerstag, 20. Oktober 2011

CORONA

In diesem goldenen Herbst mit seinen herrlichen Früchten habe ich viele Nüsse gesammelt und geschält. Deshalb - wahrscheinlich - hat sich mir das Gedicht von Paul Celan mit dem Bild  /entstanden 2007/ wieder eingeblendet. Ich habe es heraus geholt, mich wieder in dem Gedicht gesonnt und entschieden, beides zu zeigen.



CORONA

Aus der Hand frißt der Herbst mir sein Blatt: wir sind Freunde.
Wir schälen die Zeit aus den Nüssen und lehren sie gehen:
die Zeit kehrt zurück in die Schale.

Im Spiegel ist Sonntag,
im Traum wird geschlafen, 
der Mund redet wahr.

Mein Aug steigt hinab zum Geschlecht der Geliebten:
wir sehen uns an,
wir sagen uns Dunkles,
wir lieben einander wie Mohn und Gedächtnis,
wir schlafen wie Wein in den Muscheln,
wie das Meer im Blutstrahl des Mondes.

Wir stehen umschlungen im Fenster, sie sehen uns zu von der Straße:
es ist Zeit,daß man weiß!
Es ist Zeit, daß der Stein sich zu blühen bequemt,
daß der Unrast ein Herz schlägt.
Es ist Zeit,daß es Zeit wird.

Es ist Zeit.

Paul Celan 

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